Evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall

Die „alte Eule“ orgelt bald wieder

SuperMittwoch, 02.09.2015:

Erweiterung um 310 Pfeifen – Neue Register ermöglichen neue Klangbilder

Kornelimünster. Die Eule-Orgel der evangelischen Gemeinde Kornelimünster-Zweifall steht kurz vor der Vollendung der Erweiterung um 310 Pfeifen bzw. fünf Registern.

Christoph Neuhaus pustet in eine Pfeife. Für den Laien kommt dabei ein sauberer Ton zustande. Doch Neuhaus’ Ohren sind feiner. Und sie hören „anders“. Mit einem kleinen Hämmerchen klopft er am „Schallloch“ der Pfeife herum, verändert die Öffnung des Schlitzes, pustet wieder.

„Sie müssen ja nicht nur für sich alleine, sondern zusammen im Register klingen“, erklärt er. Er hämmert also quasi an der Intonation herum. Das „Tuning“ hatte die „alte Eule“ schon länger nötig. Beim Orgelbau ist es üblicherweise so, dass das Instrument explizit auf den Raum in dem es klingen soll und dessen Akustik zugeschnitten wird. Orgeln ziehen deswegen normalerweise auch nicht um. Das tat die Eule aber 1997, als das neu errichtete Gemeindezentrum an der Schleckheimer Straße eröffnet wurde. Ergebnis: Die Orgel war für den neuen Raum schlichtweg zu „schwach auf der Brust“, besonders in den Bässen, die dem Klangbild erst den nötigen Druck verpassen. So gesehen hat die Eule also jetzt quasi einen „Subwoofer“ bekommen.

Die Vorfreude auf den ersten Einsatz ist groß, bei Neuhaus, bei Pfarrer Rolf Schopen, den Gemeinderatsmitgliedern – der gesamten Gemeinde. Besonders aber bei Organistin Anke Holfter. „Fünf neue Register – das schafft ganz neue Möglichkeiten und Klangbilder. Man kann es mit einem Streichorchester vergleichen, dem nun noch Bläser hinzugefügt werden.“


In der Orgel wird's ganz schön eng

Aachener Nachrichten, 29.08.2015:

Kircheninstrument in Kornelimünster-Zweifall bekommt 310 neue Pfeifen

Von Jessica Küppers

Aachen. Die kleine Orgel der evangelischen Gemeinde Kornelimünster-Zweifall kommt in diesen Tagen ganz groß raus. 310 neue Pfeifen wurden in das alte Instrument eingebaut, weil sie den großen Kirchenraum des neuen Gemeindezentrums nicht mehr ausreichend beschallen konnte. Ursprünglich hatte sie in der alten Kirche gestanden, die deutlich kleiner war. Seit Februar schweigt in Kornelimünster nun die Orgel. Und seitdem schraubt Orgelmeister Christoph Neuhaus aus Velbert schon an dem guten Stück, um sie in Kürze wieder vollständig zum Klingen zu bringen.

In der Zwischenzeit improvisieren die Gemeindemitglieder in den Gottesdiensten. „Wir haben einige Streicher, die Cello oder Geige spielen“, sagt Organistin Anke Holfter. Auch die Querflöte und das Klavier kommen während der Messe regelmäßig zum Einsatz. Den Rest muss die Gemeinde mit lautem Gesang ausgleichen.

Ohne Orgel fehlt etwas

Das sei in Kornelimünster das kleinere Problem, wie Pfarrer Rolf Schopen dankbar betont. Es sei eine Gemeinde, die „sehr gerne und laut singt“. Trotzdem fehle ohne Orgel etwas, ergänzt Holfter. Erste Teststücke kann die Organistin schon auf der umgebauten Orgel spielen. Voll funktionsfähig ist sie aber noch nicht, weil bislang nicht alle Pfeifenregister wieder eingebaut wurden. Die Fehlenden liegen noch auf der Werkbank des Orgelbauers, die er im Chorraum aufgestellt hat. Jede einzelne Pfeife muss er nun vor dem Einbau noch einmal in die Hand nehmen und intonieren. Mittels einer länglichen Metallplatte bestimmt er die Größe des Kernspaltes. Das ist ein schmaler Schlitz am unteren Ende der Pfeife. Durch ein kurzes Hineinblasen kann der Fachmann hören, ob der Ton stimmt, oder ob er den Schlitz noch einmal verändern muss.

Die Begeisterung für das Instrument haben ihm seine Eltern durch regelmäßige Kirchbesuche vermittelt. „Als Fünfjähriger war ich fasziniert, wenn der Kantor spielte“, erzählt er. Vor 30 Jahren machte er dann seine Leidenschaft zum Beruf. Das Besondere an der Orgel sei die Komplexität und dass man als Orgelbauer im Grunde 50 Handwerksberufe können müsse. Angefangen beim Umgang mit Metall und Holz. Zudem erfordere der Beruf aber auch Fachwissen über Statik und Architektur bis hin zur Verarbeitung von Leder und Stoffen. Dieses Wissen war auch für den Umbau der kleinen Orgel in Kornelimünster notwendig, um alle Pfeifen unterzubringen.

Die alten Register bleiben zwar erhalten. Für das neue Klangbild, das die Organistin als „farbiger“ beschreibt, müssen sie aber neu sortiert und zusätzlich Platz geschaffen werden. Aus diesem Grund hat der Experte in die Trickkiste gegriffen. „Die Pfeifen dürfen sich gegenseitig nicht beeinflussen“, erklärt er. Dazu hat er einige gedeckelt, um mit einer kleineren Pfeife tiefere Töne zu erreichen. Andere brachte er schräg an, so dass alle im Inneren des Instrumentes Platz finden.

Tiefe Töne fehlen bislang

Weniger rund lief es zu Beginn der Arbeiten, weil die gesamte Orgel erst einmal gesichert werden musste. „Die stand ganz locker auf der Brüstung“, erklärt Neuhaus. Der Umzug von der alten in die neue Kirche sei nicht gerade professionell verlaufen, ärgert er sich. Das habe auch einige Pfeifen in Mitleidenschaft gezogen, die er mühsam reparieren musste und jetzt neu stimmen muss. Bis es soweit ist, klingen die Pfeifen noch ziemlich dumpf, wie Holfter eindrucksvoll mit einem kurzen Vorspiel demonstriert. Zudem fehlen bislang noch tiefere Töne. Zum Vergleich lässt sie neue und alte Pfeifen erklingen. Sie freut sich besonders auf eine Trompete, die sie bald mit der Orgel imitieren kann. „Man kann es mit einem Streichorchester vergleichen, das ein paar Bläser dazu bekommt“, sagt sie.

Nach dem Umbau wird die Orgel 1098 Pfeifen und 16 statt bislang elf Register haben. 90 000 Euro kostet das. Die Hälfte soll durch den Haushalt der Gemeinde, der Rest durch Spenden finanziert werden. Wenn alle Register in die Orgel eingebaut sind, wird Neuhaus sie fein aufeinander abstimmen, so dass die Gemeinde wieder lauthals unter Begleitung ihrer Orgel mitsingen kann. Dann sollen auch neue Musikstücke in die Kirche Einzug halten, die mit den alten Registern nicht spielbar waren.


Interview mit Kirchenmusikerin Anke Holfter


1098 Pfeifen für raumfüllenden Klang

SuperMittwoch Stolberg, 18.03.2015:

Die evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall erweitert in Kornelimünster die „Königin der Instrumente"

KORNELIMÜNSTER/STOLBERG. Sie sind zwischen zehn Zentimetern klein und 2,40 Metern hoch. Dazwi­schen gibt es circa Tausend weitere Formate an Orgelpfeifen, die die Klangfülle der Orgel ausmachen sol­len: Feine, helle Tönchen werden von den „Flöten" erzeugt, die tragenden, raumfüllenden Klänge vom soge­nannten „Principal". Sonst entlockt die in Büsbach lebende Organistin Anke Holfter den Pfeifen die schönsten Klänge, jetzt steht das Innenle­ben der kleinen Eule-Orgel der evan­gelischen Kirche in Kornelimünster gut verpackt auf der Empore und im Kirchenschiff. Denn die Orgel der Kir­che, die zur evangelischen Kirchen­gemeinde Kornelimünster-Zweifall gehört, wird aktuell restauriert und erweitert.

788 Pfeifen sind zu wenig

Um die unterschiedlichen Stim­men der „Königin der Instrumente" zusammenzufassen, spricht man von Registern. Ein Register ist bei einer Orgel eine über den gesamten Ton­umfang reichende Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe. Je mehr Register eine Orgel hat, desto umfassender ist also die Klangfülle und die Klangviel­falt. Für die Größe des Kirchenrau­mes in Kornelimünster waren die elf Register mit den 788 Pfeifen der dor­tigen, in den 80er Jahren erbauten Eule-Orgel zu wenig. „Die Orgel war für die frühere kleinere Kirche erbaut worden", weiß Christoph Wieners, Mitglied des Presbyteriums und Sprecher des Orgelausschusses der evangelischen Kirchengemeinde Kor­nelimünster- Zweifall. „Die Klangfül­le der Orgel reichte einfach nicht für das Kirchenschiff." Vor allem habe es an den tiefen Registern gemangelt, so die Organistin Anke Holfter. Jetzt kommen sechs Register dazu, dafür werde eines weggenommen. Die 788 Pfeifen werden damit auf 1098 erwei­tert. Natürlich werden in dem Zuge auch die alten Pfeifen nachintoniert und die Orgel gereinigt.

Auch mit anderen Maßnahmen sorgt Orgel­baumeister Christoph Neuhaus für mehr Klangfülle, etwa durch Öffnungen im hölzer­nen Gehäuse, das die Pfeifen umgibt, und durch eine Erhöhung des „Winddrucks", also der Luft, die der Motor in die Pfeifen bläst.

90.000 Euro muss die Kirchengemeinde aufbringen

Die Idee, die Orgel zu erweitern, sei schon lange dagewesen, jetzt sei man endlich aktiv geworden. Denn günstig ist die Erweiterung nicht. 90.000 Euro muss die Kirchengemein­de aufbringen. Immerhin noch um einiges günstiger als ein kompletter Neubau, der cir­ca 250.000 Euro kosten würde. Die Besucher­zahlen des Gottesdienstes rechtfertigen die Investition, die zum Teil vom Gemeinde­haushalt getragen, zum Teil über Spenden finanziert wird. „In die Gottesdienste kom­men hier 100 Menschen, die gern singen", weiß Anke Holfter.

„In Zukunft wird die Orgel den Gesang kräftiger und abwechslungsreicher begleiten können und auch für solistische Aufgaben mehr Möglichkeiten haben." Die Besucher des Gottesdienstes kommen aus verschiede­nen Aachener Stadtteilen und aus Breinig, Venwegen, Vicht und Zweifall. „Oft ist beim Gottesdienst am Sonntag sogar die Empore besetzt", freut sich Anke Holfter über den Zuspruch der Gemeinde. Aktuell bekommen die Gottesdienstbesucher zwar keine Orgel­klänge, aber einen ganz besonderen Anblick geboten: Das Innenleben einer Orgel. Nicht nur, dass die Pfeifen ausgebaut gelagert wer­den, auch kann vom Kirchenschiff aus in die Orgel hineingeschaut werden. Für Orgelfans sicherlich eine vielleicht einmalige Gelegenheit. Um Spenden zu sammeln - 50.000 Euro sollten es sein - können Interessierte, Verei­ne und Gruppen eine Patenschaft für eine Orgelpfeife übernehmen. Diese reichen von sieben Euro bis 800 Euro. Im Vorraum der Kirche hängt eine Übersicht über die Pfeifen, die noch auf Paten warten - aber weil diese eben gerade noch nicht eingebaut sind, kön­nen sie auch noch im Original betrachtet werden.

Nur Anfassen, das ist nicht möglich, da Handwärme den Klang dieser verändern könnte und die Fingerabdrücke auf dem glänzenden Metall zu sehen sind. Ob der ge­samte Klang dann auch den Ansprüchen al­ler Beteiligten entspricht, kann indes erst nach Ostern getestet werden - denn dann erst wird der Orgelbauer seine Arbeiten be­endet und diese gestimmt haben und das ge­samte Werk von einem von der Landeskir­che beauftragten Orgelsachverständigen abgenommen sein. Wann genau die Paten ihre neuen Pfeifen dann erstmalig hören können, wird noch bekannt gegeben.

Ein Konzert zugunsten der Orgel findet statt am 21. März um 16 Uhr in der evangeli­schen Kirche Kornelimünster, Schleckheimer Straße 14, mit Antje Helm an der Querflöte und Anke Holfter am Klavier.

(Juliane Kohnert)

Ansprechpartnerin
Kirchenmusikerin

Anke Holfter

Tel. 02402-1246462
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