Evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall

02.08.2024

Verena Jantzen ist neue Superintendentin im Kirchenkreis

„Mutige Entscheidungen treffen“

Verena Jantzen wurde zur neuen Superintendentin des Kirchenkreises Aachen gewählt. Foto: Kirchenkreis Aachen

Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Aachen hat am 8. Juni mit Pfarrerin Verena Jantzen erstmals eine Frau für eine Amtszeit von acht Jahren ins Superintendentenamt gewählt. Die 50-jährige Theologin folgt Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff nach, der im September in den Ruhestand eintritt. Verena Jantzen war zuletzt Senior der Synode deutscher evangelischer Gemeinden in Großbritannien.

EvinAC: Frau Jantzen, Sie kommen von außen in den Kirchenkreis Aachen, haben auf Ihrer Bewerbungsrede deutlich auf die anstehenden Veränderungen hingewiesen. Waren Sie überrascht über Ihre Wahl?

Verena Jantzen: Wenn man sich bewirbt, tut man das ja nicht, ohne auch zu denken: Das könnte passieren. Aber als ich dann wirklich gewählt wurde, war es schon sehr überwältigend. Ein Faktor war: Kirche ist so dramatisch im Wandel. Weil ich von außen komme, ohne engere Bindung zu Kolleg*innen oder Gemeinden, hatte ich das Gefühl, dass ich auch einfach Dinge sagen konnte, ohne jemandem weh zu tun.

EvinAC: Gibt es Dinge, die Sie anders machen möchte als Ihr Vorgänger?

VJ: Ich möchte zunächst den Kirchenkreis genau kennenlernen, bevor ich mich zu einer solchen Aussage hinreißen lasse. Ich möchte schauen, wie die einzelnen Gemeinden und Institutionen ticken, was ihnen wichtig ist. Das wird im Schleidener Tal sicher anders sein als im Norden des irchenkreises.

EvinAC: Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgaben?

VJ: Ich glaube, wir müssen Kirche zukunftsfähig machen. Man hat lange „rumoptimiert“. Man hat fusioniert, wo es noch nicht wehtat, man hat angefangen, Kooperationen einzugehen. Ich glaube, da ist noch viel Luft nach oben. Personal und Gebäude sind die hauptsächlichen Kostenträger, und wir müssen mit den Ressourcen, die wir haben, ganz verantwortlich umgehen und dafür sorgen, dass es uns keine Last ist oder uns von dem, was uns als Kirche eigentlich ausmacht, maßgeblich abhält.

EvinAC: Personal und Gebäude – wo liegen da Ihre Prioritäten?

VJ: Kirche kann auch bestehen ohne Gebäude. Aber die Menschen sind diejenigen, die wichtig sind. Das darf man auch nicht gegeneinander ausspielen. Man muss mutig und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, und dann auch mutige Entscheidungen treffen. Wir sind in der Volkskirche in Deutschland immer noch in einer sehr komfortablen Situation gewesen. Der Absturz von Kirchenmitgliedszahlen und von Kirchensteuereinnahmen wird dafür sorgen, dass wir uns mehr auf das Wesentliche beschränken müssen. An manchen Stellen werden wir Mut zur Lücke zeigen müssen. 

EvinAC: Was wäre denn das Wesentliche?

VJ: Gottes Liebe in die Welt tragen, Seelsorge, Gottesdienste, die Schwächsten der Gesellschaft unterstützen, Menschen begleiten in allen Lebensphasen.

EvinAC: Wie sehen Sie die zukünftige Rolle der Diakonie?

VJ: Wir haben in der Volkskirche Diakonie professionell ausgelagert. Das ist eine ganz wichtige Kontaktfläche mit Menschen, die sich vielleicht gar nicht zu Kerngemeindemitgliedern zählen würden. In vielen allgemeinen Arbeitsfeldern wie die Krankenhausseelsorge, Schulseelsorge und
-pfarrstellen ermöglichen wir den Menschen Begegnungen mit Kirche, ohne den sonntäglichen 10-hr-Gottesdienst zu besuchen. Man muss sehr genau schauen, wo wir Geld ausgeben und wo die Ressourcen von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen genutzt werden sollen. Ich habe nicht vor, den Kirchenkreis alleine zu leiten, denn es gibt ganz viele kompetente Menschen, die das mit mir gemeinsam tun werden. Das ist mir auch sehr wichtig!

EvinAC: Wie gehen Sie mit dem Thema Ökumene um?

VJ: Ganz freudig und offen! Ökumene gehört für mich, seit ich auf der Welt bin, zu meiner Identität dazu. Ich bin am Niederrhein aufgewachsen, meine Familie ist schon in der zweiten Generation gemischtkonfessionell. Meine Großeltern haben nach dem Zweiten Weltkrieg einen Ökumenekreis gegründet. Ihnen war die Vorstellung, gemeinsam legal zum Abendmahl gehen zu dürfen, sehr wichtig. Ich bin auf eine Klosterschule gegangen und habe ganz viel theologischen Weitblick gelernt. Das hat dazu beigetragen, dass ich evangelische Theologie studiert habe. 

EvinAC: Welche Bedeutung hat  für Sie der interreligöse Dialog?

VJ: Ich lebe im Moment in Schottland in einem Umfeld, in dem der interreligöse Dialog eine ganz wichtige und unaufgeregte Rolle spielt. 

EvinAC: Durch die Veröffentlichung der Forum-Studie hat sich die Ev. Kirche dem Thema „Sexualisierte Gewalt“ gestellt. Wie ist Ihre Position dazu?

VJ: Sonst blicken wir ja immer in die Zukunft, aber bei diesem Thema müssen wir ganz beharrlich in die Vergangenheit schauen. Hier muss eine ganz lückenlose Aufarbeitung erfolgen, und der unterschiedliche Informationsstand in unserem föderalen und presbyterial-synodalen System abgeglichen werden. Für die Menschen, die betroffen sind, und um unserer selbst willen, darf es keine Debatte geben (ob aufarbeiten oder nicht). Wir müssen eifrig und kompetent lernen, wo die Gefahrenbereiche liegen. Von außen finde ich es toll zu sehen, wie der Kirchenkreis Aachen schon einige Schritte vorangegangen ist, z.B. in Sachen Präventionsarbeit und Schutzkonzept. 

EvinAC: Wie ist Ihre Vision einer künftigen Gebäudenutzung, z.B. im ländlichen Bereich?

VJ: Es muss ausgelotet werden, was an Alternativen und Kooperationen möglich ist. Aber wenn es so weit ist, sich von einem Gebäude zu trennen, muss man ganz intensiv voneinander Abschied nehmen. Die ökumenische Nutzung von Gemeindehäusern oder als Quartierszentrum halte ich für eine schlüssige Maßnahme. Viele Jahre konnten wir uns den Luxus leisten, Gemeindehäuser ausschließlich für uns zu nutzen. Für den Rest der Woche standen sie dann leer.

EvinAC: Bringen Sie dazu etwas aus Ihrer bisherigen Tätigkeit in Großbritannien mit?

VJ: Die Edinburgher Gemeinde hat noch ein eigenes Gemeindehaus, in dem zweimal im Monat Gottesdienst stattfindet. Es wäre ja verrückt, wenn es zwischendurch nicht genutzt würde. In der übrigen Zeit gibt es dann Yoga-Gruppen, Orchesterproben, Geburtstagsparties – was auch immer. Das finde ich gut! Die Leute sagen: Das ist unsere kleine community church. Ansonsten bringe ich Reisefreudigkeit nach Aachen mit. Und eine hohe Wertschätzung für Ehrenamtliche. Wir brauchen Mut zur Lücke. Das bringt uns auf das Wesentliche von Kirche zurück.

EvinAC: Wie sehen Sie die Rolle des Klimaschutzes in der Ev. Kirche?

VJ: Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen ist genuine Aufgabe von Kirche. Mit dem Besitz von Gebäuden geht Verantwortung für die klimagerechte Sanierung einher. Man darf aber nicht alles über einen Kamm scheren. Die historísche Dorfkirche hat für den Ort eine andere Bedeutung als das Gemeindehaus aus den 70er Jahren im städtischen Kontext.

EvinAC: Bei den vielen wichtigen Aufgaben in Ihrer neuen Rolle als Superintendentin – was würden  Sie eher als unwichtig einschätzen?

VJ: Verwaltung ist nicht das theologisch Wesentliche von Kirche, aber Kirche funktioniert mit all den Angestellten natürlich nur dann, wenn die Verwaltung läuft. Ich würde mir auch hier wünschen, gut und ökonomisch zusammenzuarbeiten.

(aus: Ev. in Aachen, 8-9/2024)

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