Evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall

06.06.2015

Deutschunterricht für Migranten

Stellungnahme von Gemeindemitglied Wolfgang Butzkamm

Foto: U. Niemann / KG Kzwei

Unterlassene Hilfeleistung

Der Deutschunterricht für Migranten kommt zu spät und könnte effektiver sein

Die Not ist groß. Ich kenne Asylbewerber, die schon über ein Jahr bei uns sind und kaum ein Wort Deutsch sprechen. Sie warten oft monatelang, bis sie – bei erfolgreichem Abschluss des Asylverfahrens – ein Anrecht auf einen Sprachkurs bekommen.

Mittlerweise versuchen viele Deutsche mit Migranten schon in ihrer Wartezeit Kontakt aufzunehmen und vor allem sprachlich-kommunikativen Beistand zu leisten. Es müssten sich aber bei wachsendem Zustrom noch mehr beteiligen, so früh wie möglich. Und sie müssten, am besten über das Internet, mit einfachem Übungsmaterial unterstützt werden.

Hier aber liegt ein zweites gravierendes Problem, das jedoch relativ leicht zu lösen wäre. Seit Jahren verwenden die von den Kommunen bezahlten Sprachkurse vorwiegend einsprachige Lehrwerke deutscher Verlage. Hier wird noch ein German-only Ansatz verfolgt, ohne die Herkunftssprachen der Teilnehmer zu berücksichtigen, analog zum English-only approach weltweit, der schon seit langem in die Kritik geraten ist. Einsprachig Deutsch ist auch vorhandenes Übungsmaterial im Internet.

Der einsprachige Ansatz ist jedoch für Anfänger grundverkehrt und führt bei vielen Teilnehmern zu erheblichen Frustrationen, trotz reich bebilderter Lehrbücher. Es ist wissenschaftlich erwiesen: Der sicherste, zuverlässigste und schnellste Einstieg in eine Fremdsprache führt über die Muttersprache, zur Not auch über eine andere, gut beherrschte Sprache (z.B. Deutsch nach Englisch). Dem wird entgegen gehalten: Für die vielen unterschiedlichen Herkunftssprachen gibt es keine Sprachbrücke, die Lehrer und Schüler gemeinsam benutzen könnten, oft nicht einmal Wörterbücher, z.B. Tigrinya.

Dennoch ist relativ schnelle Abhilfe möglich. Es wäre eine Reihe von Standarddialogen zusammenzustellen, die die wichtigsten Alltagssituationen erfassen. Sie kommen ähnlich in vielen Deutschlehrwerken vor (sich vorstellen, verabreden, telefonieren, Wegbeschreibung, beim Arzt usw.). Für einen schnellen, unproblematischen Einstieg ins Deutsche müssten sie auch in den Herkunftssprachen vorliegen. Zuwanderer, die schon lange im Lande sind und sich sprachlich wie kulturell integrieren konnten, sind gewiss bereit, solche Übersetzungen einfacher Texte für Neuankömmlinge kostenlos zu liefern. Es wäre eine zentrale Sammelstelle / Internetportal einzurichten. Dies würde es auch vielen freiwilligen Helfern erlauben, die Texte, die die Zuwanderer ja anhand der Übersetzungen schon voll verstehen, über Vor- und Nachsprechen effektiv einzuüben. Schon jetzt könnten wir mit Wörtern und Phrasen z.B. aus der Serie Book2 des Goethe-Verlags arbeiten, wie auch mit kurzen, ausgewählten Passagen aus Texten, die schon in vielen Sprachen vorliegen, wie z.B. Der Kleine Prinz. Der Alles-auf-Deutsch Ansatz ist nicht immer eine Notwendigkeit, sondern oft nur eine Gedankenlosigkeit, die sich auch noch als Methode ausgibt. Es handelt sich schlicht um unterlassene Hilfeleistung. Siehe oben meine Rubrik Deutsch für Zuwanderer, Unterkapitel “Vorschläge...”.

Positiver Nebeneffekt: Wenn wir auf diese Weise an die Muttersprachen anknüpfen, bedeutet das auch eine Wertschätzung der Herkunftssprachen und -kulturen.

Ich bitte um Kommentare und Vorschläge, wie man die Kräfte bündeln kann, um die Situation im obigen Sinne zu verbessern.

Weitere Informationen:Vorschläge zur Spracharbeit mit Migranten

Kontakt: Prof. Wolfgang Butzkamm, eMail

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