Evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall

21.01.2025

Der Wille und das Gottvertrauen zählten

Evangelische Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall feiert 450-Jähriges Jubiläum – Auftakt des Jubiläumsjahres in Kornelimünster

Superintendentin Verena Jantzen predigte zum ersten Mal in Kornelimünster.
Superintendentin Verena Jantzen predigte zum ersten Mal in Kornelimünster. (Foto: S. Johnen)

„Wir denken heute viel nach, planen, evaluieren und versuchen, die Fakten alle genau zu sortieren“, blickte Superintendentin Pfarrerin Verena Jantzen am Wochenende auf die Entstehungsgeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Zweifall zurück. Damals, im Jahr 1575, ging alles aber sehr schnell. 58 Jahre nachdem Luther seine 95 Thesen in Wittenberg angeschlagen hatte, schlossen sich im Vichttal ansässige Männer und Frauen zu einer lutherischen Gemeinde zusammen und feierten zunächst in privaten Räumen Gottesdienst. „Die Menschen waren zutiefst davon überzeugt, ‚Das ist jetzt dran!‘ und haben die die Fakten in die Hand genommen. Sie fühlten sich gerufen und berufen, wollten die Gemeinde gründen, wollten Kirche in der Welt“, stellt sich Verena Jantzen die Gründung vor. Die Bedingungen waren nicht einfach, und wurden lange Zeit auch nicht leichter. Aber allein der Wille und das Gottvertrauen zählten – kein banger Blick in die Zukunft.

Zweifall ist heute der kleinere Gemeindebezirk

Die Frage, ob in 450 Jahren überhaupt noch jemand zum Gottesdienst käme, stand 1575 mit hoher Wahrscheinlichkeit nie im Raum. Aber am 19. Januar 2025 zeigte sich: Zum Jubiläumsgottesdienst der „Keimzelle“ war auch in der deutlich größeren und daher ausgewählten Kirche von Kornelimünster kaum noch ein freier Platz zu finden. Die heutige Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall feierte in Gänze das Jubiläum des älteren, aber deutlich kleineren Gemeindebezirks. Der Blick auf die topografische Karte Zweifalls lässt erahnen, warum in Kornelimünster heute mehr Gemeindemitglieder wohnen als in der „Keimzelle“ ­– dort, am Ursprung, mangelte es schlichtweg an Platz für größere städtebauliche Entwicklung. Als die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg stark wuchs, tat sie dies in Richtung Kornelimünster. Der kurze Test von Pfarrerin Ute Meyer-Hoffmann zeigte zudem: Nur eine Handvoll der Gemeindemitglieder wurde bereits in der Region geboren, der Großteil zog im Laufe des (Berufs-)Lebens nach Zweifall und Kornelimünster.

Gründungszeit mit Turbulenzen

„Wir möchten mit der ganzen Gemeinde feiern. Zweifall ist unser Ursprung, unsere Wiege. Wir hoffen, dass viele den Weg in unsere alte Kirche finden werden“, sagte Pfarrerin Ute Meyer-Hoffmann mit Blick auf das Jubiläumsjahr und viele kulturelle Angebote in der historischen Zweifaller Kirche. Als 1683 mit dem Bau dieser Kirche begonnen wurde, hatte die noch junge Gemeinde schon einige Turbulenzen überstehen müssen, blickte Petra Jentgens zurück. Zweifall war zu dieser Zeit wegen seines florierenden Eisengewerbes von regem Verkehr und Zuzug „aus der Fremde“ geprägt. So wanderten auch stetig neue Leute zu, die die lutherische Lehre mitbrachten. Mit dem Tod des Jülicher Herzogs 1609 und dem folgenden Erbfolgestreit begann eine schwierige Zeit voller religiöser Anfeindungen. 1622, mitten im 30-jährigen Krieg, besetzten spanische Truppen das Amt Monschau. „Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, der nun endgültig das Jülicher Land übernommen hatte, zeigte allen Andersgläubigen, dass er nicht bloß formell wegen seiner Heirat katholisch geworden war“, zitierte Petra Jentgens aus dem 1959 verfassten „Gemeindebuch“.

Den Schikanen standgehalten

Wer einen evangelischen Gottesdienst besuchte, musste hohe Geldstrafen bezahlen, die evangelischen Prediger wurden ausgewiesen. Selbst nach dem 1662 abgeschlossenen Religionsfrieden hörten Bedrohungen und Schikane nicht auf. Auch nach dem endgültigen Religionsfrieden von 1672 kam es noch zu Terrorakten, die die kurpfälzische Regierung schließlich aber nicht mehr duldete und unterband. „So fasste die standhaft gebliebene lutherische Gemeinde neuen Mut und unternahm es sogar, an das Pfarrhaus ein besonderes Kirchengebäude anzubauen, da das Obergeschoss die größer gewordene Gemeinde nicht mehr fassten konnte“, heißt es in der Chronik weiter. 1684 dann wurde die heutige Kirche in Zweifall eingeweiht. Die um 1900 auf 130 gesunkene Zahl der Gemeindemitglieder stieg bis 1939 wieder auf 255 an – und wurde nach 1945 durch den Zuzug der Kriegsvertriebenen sprunghaft auf über 1000 angehoben. Heute hat die Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall rund 3000 Mitglieder.

Nicht nur nachdenken, sondern anpacken

„Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Ob vor 450 Jahren oder heute, auf diese Worte aus dem Brief von Paulus an die Römer können wir unseren Glauben bauen, diese Worte können wir uns ins Herz schreiben“, predigte Superintendentin Verena Jantzen. Die frühe christliche Kirche erfuhr Verfolgung, auch die wechselvolle Gemeindegeschichte spricht von solchen Zeiten. Verena Jantzen: „Und heute? Fragil ist der Frieden in der Welt, in manchen Ländern nicht vorhanden.“ Umso stärker wiege die Aufforderung zur Seelsorge und zur Nächstenliebe: „Wir sollten uns immer wieder hinterfragen, was denn für uns das Wichtigste ist, wonach wir uns ausrichten oder was wir infrage stellen sollten. Wir planen und denken nur für die mittelbare Zukunft. Es geht aber um das Jetzt. Pack‘ es an, denke nicht nur darüber nach. Dient dem Herrn.“

Weitere Veranstaltungen für das Jubiläumsjahr geplant

Das ganze Jahr über wird gefeiert, am 14. September findet das Gemeindefest mit Familiengottesdienst im Freien statt (weitere Infos folgen im Laufe des Frühjahrs). Die Termine für das erste Halbjahr stehen bereits fest: Zu „Poesie und Musik“ mit Heidi Mahler und Michael Koch (Poesie) und Klaus-Dieter Hermsdorff (klassische Gitarre) sind Besucherinnen und Besucher für Sonntag, 16. März, ab 17 Uhr in die Zweifaller Kirche eingeladen. Am Sonntag, 6. April, gibt es dort ab 17 Uhr einen  Vortrag von Michael Koch, der über „Konfessionen in unserer Gemeinde im Laufe der Jahrhunderte“ spricht. Zu einer Wanderung auf alten Kirchwegen von Kornelimünster nach Zweifall  inklusive Gottesdienst und Kaffeetrinken sind Gemeindemitglieder für Samstag, 28. Juni, eingeladen. Der Startzeitpunkt wird noch bekanntgegeben. In Planung ist unter anderem noch ein Gottesdienst mit Jubilarinnen und Jubilare unterschiedlichster Anlässe. 

(Text: Stephan Johnen)

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